Die Luke oeffnet sich. Die wartende Schlange australischer Backpacker, laermender Diplomatenkinder, gestresster Touristen und uebermuedeter Nachwuchsjournalisten kommt gemaechlich in Bewegung. 30 Stunden unruhiges Warten, Kunstlederflugsitze, Sheremetjevoer Tristesse mit rettendem Animationsprogramm, Bangkoker Flughafenstadt und Suche nach dem richtigen Ortsausgangsschild, das uns nach hollywoodreifem Katz-und-Maus-Spiel doch noch den Weg in die letzten 90 Minuten ueber den Wolken zeigt, enden schliesslich.
Laue Luft schlaegt uns in der Gangway entgegen und trotz der von Klimaanlagen und Flughafenluftfiltern betaeubten Wahrnehmung liegt dieser vertraute Geruch in der Luft. Es riecht nach Hanoi, ich kann es nicht glauben.
Ob es die Palmen sind, die sich in der Dunkelheit vom Wind treiben lassen, oder auch nur die Politur fuer den Bodenbelag - es riecht nach dem aufsteigenden Drachen.
Lange genug hat es gedauert, doch nun weicht die Erschoepfung einem leisen Glueck, das im Bauchnabel anfaengt und im Magen wachsend in den Hals steigt, wo ich den ploetzlichen Drang nach sentimentaler Gefuehlsaeusserung gerade noch herunterschlucken kann.
Ich bin wieder hier.
Hanoi.
Thang Long.
Garage und Uebungsparcours laermender Mopeds.
Letzte Ruhestaette eines bekannten Revolutionaers.
Leben in stetiger Bewegung, wachsend, noch ohne sichtbare Schranken.
Die Busse bahnen sich einen Weg auf den um diese Zeit nur maessig befahrenen Adern, die in das unruhig schlafende Herz des Drachen fuehren. Wenn es Mitternacht ist, liegt der See des Zurueckgegebenen Schwertes noch ruhig, nur selten gestoert von vereinzelten Mopeds.
Doch schon wenige Stunden spaeter bricht das Blechlawinenchaos in die Strassenleere.
Es wartet nur darauf, sich uns von seiner aufregendsten Seite zu zeigen - lasst uns seiner Einladung folgen...