Die Politprominenz der Stadt Hanoi gibt sich die Ehre und erwartet uns im Rathaus. Sie ist nett, die Faktenauflistung, die uns der Herr im strengen Anzug in einem halbstündigen Monolog wiedergibt.
Ab und an wird er unterbrochen durch das Klingeln seines Handys, dem er nicht widerstehen kann.
In Fünfminutentakt tritt eine junge vietnamesische Frau herein. Ihr Seidenkleid ist dunkelblau, wirkt edel. Ihr verdanken wir den permanenten Genuss des besagten Spinat-Tees.
Am selben Tag besuchen wir die Redaktion einer der größten vietnamesischen Jugendzeitungen. Wir werden empfangen mit Mandarinen und Wasser, uns gegenüber sitzen Journalisten, die nur wenige Jahre älter sind als wir.
Nach dem offiziellen Informationsaustausch kommt aus unseren Reihen die Frage nach Zensur. Mit einem Lächeln werden wir vom Redaktionsleiter aufgeklärt: „Was ihr Europäer immer von Zensur wissen wollt. Die existiert hier schon seit 50 Jahren nicht mehr, eigentlich, seitdem die Franzosen weg sind. Aber natürlich wird es eine Art Kontrolle immer geben.“
Als Dank für unser Kommen haben unsere Nachwuchsjournalisten-Kollegen ein traditionelles Frühlingslied einstudiert. Wir revanchieren uns erneut mit unserem reichhaltigen Bruder Jakob – Müllers Lust – Repertoire. Am nächsten Tag dürfen wir unseren Singeverein in zwei Zeitungen, im Internet und im Fernsehen bewundern.
Zu sehen u.a. auf http://www.tuoitre.com.vn/Tianyon/Index.aspx?ArticleID=186453&ChannelID=7