4. Tag – vietnamesischer Wein schmeckt nach Senfsoße
12.02.2007

Ab heute begleitet uns eine Person aus dem Pressereferat des Ministeriums als offizieller Anstands-Wauwau. Sie ist 23, klein und unscheinbar. Mit ihr zusammen besuchen wir das Goethe-Institut. Dieses befindet sich in einem weißen, hohen Haus, mit Palmen im Vorgarten, abgetrennt durch ein schweres Eisengitter-Tor. Wir warten unten am Eingang und werden vom Chef des Institutes von der Terrasse über uns begrüßt. Von oben herab, sozusagen.
Er trägt einen Anzug mit Weste und Fliege und wirkt mit seiner rundlichen Brille und seiner Körperhaltung wie ein Kolonialherr. Mir kommt kurz „Die Farbe Lila“ in den Sinn. Nach seinem Vortrag führt er uns im Haus herum. Schließlich landen wir in der Bibliothek, wo ich voller Erstaunen eine CD von WENZEL finde.
Es schließt sich das Mittagessen an. Wir nehmen es etwas außerhalb und auf Kinderplastestühlen zu uns. Ein kleiner Hund läuft um uns herum, bis er von seinem Besitzer gestreichelt und dann in eine andere Richtung gedrängt wird. Zu dem anderen Hund im Käfig. Dieser quiekt, die Besitzer halten ihm das Maul zu. Unsere Dolmetscherin erklärt uns, sie wollen ihn nur kastrieren. Als die ersten unserer Gruppe sich mitleidig in Nähe des Käfigs stellen, werden wir von Herrn Binh, unserem zweiten offiziellen Begleiter, ganz schnell in den Bus verwiesen.
Abends trifft sich ein Teil der Gruppe am hoteleigenen Springbrunnen. Es wird ueber ethische und moralische Grenzen des journalistischen Arbeitens diskutiert. Wir hinterfragen die Legitimation unserer Bericherstattung bei vietnamesischen Rotwein und Vinataba. Der Wein hat einen senfartigen Abgang.
Der vorher getrunkene Tee uebrigens schmeckte nach Spinat.

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