Wir finden uns im besten Krankenhaus der Stadt wieder. Unser Besuch liegt glücklicherweise nicht in der vietnamesischen Kost begründet, auch wenn es dieser durch die Hygienebedingungen in vietnamesischen Küchen durchaus gelingen kann, so manchen westlichen und konservierungsstoff-abhängigen Besucher auf eine Krankenstation zu bringen.
Wir kommen als Journalisten und werden behandelt wie Touristen. Ungewöhnlich nur, dass die Besichtigungsobjekte Mütter mir Neugeborenen oder an der Sauerstoffmaske hängende Frühchen sind. Somit soll uns ein Einblick in das Gesundheitswesen des Landes beschert werden. Aha.
Unser Reise-Guide, die Oberärztin der Station, eröffnet uns die Möglichkeit, auch die Krebsstation zu besichtigen. Wir als Westler brächten den Kranken Glück, versucht sie uns die Legitimation unseres Besuches und die der Fotografen zu erklären.
Ihre Überzeugungskünste scheitern bei mir. Ich verlasse das Krankenhaus und warte mit einigen anderen unserer Gruppe draußen. Es ist warm, die Sonne scheint und wir sitzen auf dem harten Betonboden. In vielen Köpfen dominieren Fragen: Wie weit darf man gehen? Welche Grenzen sollten gewahrt bleiben und wie geht man mit solchen Situationen um? Meine Antwort: Ich werde kein Journalist.